Indes tragen Eichelhäher ihren Namen zu Recht, denn sie sind regelrecht wild nach Eicheln. Gezielt werden Eichen, aber auch Walnussbäume oder Haselsträucher angeflogen und manchmal nicht nur eine, sondern mehrere Eicheln oder Nüsse abgepflügt, im Kropf gesammelt und an bestimmten Stellen am Boden versteckt. Dieses Verhalten zeigen aber manchmal auch Rabenkrähen, Dohlen und Elstern. Obwohl auch Eichelhäher zu den intelligentesten Vögeln gehören, können sie sich ihre Vorratsplätze nicht alle merken, was dann zur Keimung der Eicheln und Nüsse führt und sich so an vielen Stelle junge Bäumchen finden, deren Ursprung in den Verstecken der Eichelhäher liegt. Dadurch trägt der Eichelhäher maßgeblich zur Verbreitung der Eichen und Nussbäume bei und gilt allgemein als sehr nützlich. Hinzu kommt sein Verhalten als „Polizist“ des Waldes, der durch seine jähen Schreie alle anderen Singvögel vor Feinden warnt, aber auch sein buntes Gefieder und sein merkwürdiger Gesang können sich sehen und hören lassen. Eichelhäher sind zudem exzellente Stimmennachahmer mit teilweise grotesken Lautäußerungen! In machen Jahren fliegen große Scharen nordischer Eichelhäher ein, die man in Gruppen von manchmal über 100 Individuen auch über offenes Land ziehen sehen kann.
In höheren und mit viel Koniferen bestandenen Regionen kommt der Tannenhäher vor, der sich gerne im Bereich von Kiefern und Arven, aber auch von Haselsträuchern aufhält. Auch er sammelt Nüsse und andere Sämereien, die er als Wintervorrat anlegt und ebenfalls sich nicht immer alle Versteckplätze merken kann. Tannen- und Eichelhäher nehmen somit eine besondere Stellung hinsichtlich der Naturverjüngung unserer Wälder ein. Ich möchte aber noch ein weiteres Erlebnis schildern, welches ich zu Beginn der 1980er Jahre bei einer von mir farbig markierten männlichen Sumpfmeise beobachten konnte: Wenn viel Schnee gefallen war und dieser lange auf den Ästen liegen blieb, nutzte diese Sumpfmeise den Schnee als Nahrungsdepot. Das hatte ich bis dahin noch nie beobachtet und war sicherlich einmalig. Die Sumpfmeise flog immer wieder mein Futterhäuschen an und nahm einen Sonneblumenkern auf, flog mit diesem auf einen schneebedeckten Ast und steckte den Kern dort hinein. Das wiederholte sie mehrfach, bis eine ganze Reihe von Sonnenblumenkernen auf dem Ast zu sehen war. Schließlich holte sie einen Kern nach dem anderen wieder heraus, hackte ihn auf und verspeiste ihn. Damit hatte sie sich nicht nur ein schönes Nahrungsdepot angelegt, sondern konnte auch direkte Nahrungskonkurrenz vermeiden. Als der Schnee schmolz, fielen einige Kerne zu Boden und just wuchsen im nächsten Jahr ein paar Sonnenblumen an der Stelle.
Ein solches oder auch ähnliches Verhalten könnte also auch zur Ausbreitung von Sonnenblumen führen, die dann im Herbst wiederum als reichhaltige Nahrungsquelle für viele Vögel dienen könnten. Daran hat meine farbig beringte Sumpfmeise aber sicherlich nicht „gedacht“, denn sie hatte nur den direkten Vorteil im Sinn. Aus diesen Beispielen wird aber deutlich, dass Vögel eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung und Keimung bestimmter Samen und Früchte spielen. Auch die zur Adventszeit bei vielen Menschen als Weihnachtsschmuck beliebten Misteln werden von Misteldrosseln und Seidenschwänzen weit verbreitet, nachdem sie gefressen und keimfähig wieder auf Bäumen ausgeschieden wurden.