Wie in jedem Jahr, so gibt es auch im Jahr 2018 einen Jahresvogel. Diesmal haben der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund fĂŒr Vogelschutz in Bayern (LBV) den Star Sturnus vulgaris ausgewĂ€hlt. Den Star? Das ist doch ein Allerweltsvogel, den jeder kennt und der in nachgerade riesigen Zahlen bei uns vorkommt, könnte man meinen. Wahr ist aber, dass dieser einst sehr hĂ€ufige Vogel bei uns dramatisch abgenommen hat, um gut 2 Millionen in nur 2 Jahrzehnten, so berichten die Wissenschaftler.
Im Marburger Land indes kann man das auf keinen Fall sagen, denn nicht nur die Brutpaare, sondern auch die umherstreifenden und ĂŒberwinternden Stare haben deutlich zugenommen. Vor allem in Dörfern und StĂ€dten finden wir Stare in jedem Obst- oder Schrebergarten, in Feldgehölzen, auf Streuobstwiesen, in WĂ€ldern und AuwĂ€ldern, aber auch in Ruinen, KirchtĂŒrmen, Schlössern und alten HĂ€usern. Oft werden auch NistkĂ€sten erfolgreich besiedelt.
In manche Wintern bleiben bis zu 60.000 Stare im Marburger Land, wĂ€hrend es frĂŒher nur wenige hundert waren! In den offenen und weiten FlĂ€chen des Lahntales und Ohmbeckens sowie in deren SeitentĂ€lern sind auch aktuell (Januar 2018) tausende Stare anzutreffen. Bevorzugt nutzen die Winterstare GrĂŒnflĂ€chen, Feuchtgebiete, aber sie besuchen auch FutterhĂ€uschen in groĂen Scharen, wobei ihnen die Meisenknödel und Energiekuchen von VIVARA offenbar besonders gut schmecken!
Schneller FlugkĂŒnstler und SĂ€nger
Wenn auch der Name âStarâ lautmalerischen Ursprungs ist, so ist der Star tatsĂ€chlich ein Star unter den Vögeln, denn er ist ein ausgezeichneter SĂ€nger und Imitator anderer Vogelstimmen und ungewöhnlicher GerĂ€usche des Alltags. Manchmal gackern die MĂ€nnchen wie HĂŒhner oder pfeifen laut wie ein GroĂer Brachvogel, stets begleitet durch zitternde FlĂŒgelschlĂ€ge und aufgeregter Haltung. Im Volksmund wird er auch âSpreenâ oder bei uns âSprienâ genannt, was seinem hĂ€ufigsten Ruf gerecht wird, der in etwa so klingt!
Mit seinen dreieckigen FlĂŒgeln und sehr langer Handschwingenprojektion gehört er zu den schnellsten Vögeln, die locker 80 bis 100 km/h, mit RĂŒckenwind sogar noch schneller fliegen können. AuĂerhalb der Brutzeit bewohnt er SchlafplĂ€tze, die sich in der Regel im Schilf und Rohrkolben groĂer Feuchtgebiete befinden, aber auch in BĂŒschen und BĂ€umen, nicht selten sogar in groĂen StĂ€dten.
Beim Anfliegen solcher SchlafplĂ€tze vollfĂŒhren die Stare enorme FlugkĂŒnste mit stetig anderen Mustern, die in den Himmel gewebt werden. Mal sind es lange und ausgedehnte Wellen, sich auftĂŒrmende Wolken oder dichte Kugeln, die in extremer Geschwindigkeit dahinrollen. Jagende Habichte, Sperber oder WanderÂfalken haben nur selten Erfolg, einen Star aus dem Ă€uĂerst gewandten Schwarm abzugreifen! GroĂe SchlafplĂ€tze in StĂ€dten fĂŒhren aber oft zu Ărgernissen, denn solche Vogelmassen hinterlassen oft riesige Kotberge und bisweilen werden parkende Autos total âzugeschissenâ!
Balzverhalten
MĂ€nnliche Stare sind im Prachtkleid sehr bunt und weisen weit weniger helle Federspitzen als Weibchen auf. Selbst im Schlichtkleid gibt es da noch Unterschiede. Hinzu kommen die dunkleren Augen und der blĂ€uliche Schnabelgrund. Jungvögel sind eher einfarbig braun gefĂ€rbt und lĂ€rmen in umherstreifenden SchwĂ€rmen mit dem typischen, wie âspreenâ oder âspreetzâ klingenden Ruf. Als Besonderheit unter den Singvögeln machen sie im SpĂ€tsommer und Herbst eine komplette Mauser ins erste Winterkleid (wegen der vielen weiĂen Flecken auch âPerlkleidâ genannt) durch. Im nĂ€chsten FrĂŒhjahr nutzen sich die weiĂen Federspitzen vor allem bei den MĂ€nnchen schneller ab, weil diese ohnehin weniger und schmalere Federspitzen besitzen. Dann zeigt sich der metallische Glanz, mal purpurn, mal grĂŒnlich.
Die besten SĂ€nger und buntesten StarenmĂ€nnchen haben bedeutend mehr GlĂŒck bei den schlichter gefĂ€rbten Weibchen, denn ihr ausdauernder Gesang und das hektische FlĂŒgelschlagen mĂŒssen sich ja irgendwie lohnen! Dennoch geben sie sich nicht nur mit einem Weibchen ab, denn sobald dieses mit der Brut begonnen hat, wirbt der prĂ€chtige Star abermals um ein Weibchen.
Nach der Brutzeit sieht man die FamilienverbĂ€nde in groĂer Zahl auf Wiesen und Feldern, oft zwischen den FĂŒĂen von Weidevieh bei der Nahrungssuche. Unseren WasserbĂŒffeln an den Martinsweihern bei Niederwalgern werden regelmĂ€Ăig Parasiten entfernt, was diese sichtlich âgenieĂenâ.
Stare sind intelligente Mieter
Stare sind aber auch sehr intelligente Vögel, die sich bei der Brutplatzsuche in Naturhöhlen oder NistkĂ€sten einiger âTricksâ bedienen: Ist eine Höhle zum BrĂŒten geeignet und unbesetzt, legen sie einfach ein paar HĂ€lmchen hinein, suchen aber weiter nach noch besseren BrutstĂ€tten. Andere Vögel entdecken diese Halme und âdenkenâ, dass die Höhle besetzt sei und streichen ab.
Damit sichert sich der Star gleich mehrere attraktive Wohnungen, vergleichbar mit deutschen Urlaubern im Ausland, die sich bereits vor dem FrĂŒhstĂŒck aufmachen und ausgewĂ€hlte Liegen mit HandtĂŒchern belegen und so ein gewisses âEigentumâ signalisieren!
Warum sind Stare gefÀhrdet?
In intensiv genutzten Agrarlandschaften findet der Star kaum noch Nahrung und hat es daher schwer, seinen Bestand zu stabilisieren. Die betrĂ€chtlichen Abnahmen der BrutbestĂ€nde haben mit dem ĂŒbermĂ€Ăigen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, aber auch in den VorgĂ€rten zu tun.
Hinzu kommt, dass oft auch Einfluglöcher in alten GebĂ€uden versiegelt werden. Dies alles darf nicht passieren und es ist wichtig, dass die EU langfristig den Einsatz von âGlyphosatâ verbietet. Der MeistersĂ€nger und Kunstflieger Star wĂŒrde wie andere Arten davon profitieren!