In der Silvesternacht erreicht das Ganze um Mitternacht bis teilweise noch Stunden danach seinen Höhepunkt! Kaum vorstellbar- und das gilt selbstverständlich auch für mich selbst -, dass man das Neujahr nicht gebührend mit Feuerwerk begrüßt. Muss es aber immer so ausschweifend und überall stattfinden? Nein, muss es nicht, denn es ist inzwischen bewiesen, dass nachts schlafende Vögel in Panik geraten und sehr hoch und weit fliegen, weil sie unvermittelt aufgeschreckt werden. Zudem werden aber auch Zugvögel maßgeblich durch das Licht der Feuerwerksraketen negativ beeinflusst.
Ich selbst habe auch schon mehrfach die Reaktionen von Vögeln auf Sommerfeuerwerke untersucht und dabei festgestellt: Je lauter, länger und insgesamt intensiver das Feuerwerk eingesetzt wird, desto empfindlicher reagieren Brutvögel innerhalb der Stadt Marburg. Allerdings blieb mir nur die Möglichkeit, das Verhalten mit einem lichtstarken Fernglas zu registrieren. Zudem führte ich vor und nach dem Feuerwerk Siedlungsdichtekartierungen der Brutvögel in einem Radius von etwa einem Kilometer durch, fand aber glücklicherweise keine Veränderungen in der Häufigkeit. Zudem gelangen mir auch keine Funde verletzter oder gar toter Vögel! Glücklicherweise! Doch ist das auch bei den monumentalen Feuerwerken in der Silvesternacht so? Brutvögel gibt es ja zu dieser Zeit nicht, wohl aber Millionen Vögel, die in Städten und anderen Ortschaften sowie in deren Umfeld nächtigen. Wie lässt sich aber der wissenschaftliche Nachweis erbringen, dass die Silvesterknallerei schädlich für Vögel ist?
So gelang Willem Bouten und seinen Kollegen von der Universität Amsterdam der Nachweis, indem sie Wetterradargeräte einsetzten. Diese Radargeräte senden unsichtbare Mikrowellenstrahlen von etwa 50 mm aus, welche von Rußpartikeln, Regentropfen und Schneeflocken, aber auch von Fledermäusen und Vögeln reflektiert werden! Die Radarechos sind grundsätzlich von der Größe der in der Luft schwebenden oder fliegenden Teile abhängig, sodass es den Forschern gelang, die Echos der Vögel herauszufiltern. So zeigte sich, dass die Echos nach Einbruch der Dunkelheit immer weniger wurden, weil die Vögel ihre Ruheplätze gefunden hatten. Morgens nahmen sie dann wieder zu, weil die Tagesaktivitäten der Vögel begannen. Kurz nach dem Jahreswechsel in der Sivesternacht zeigte sich aber ein völlig anderes Bild, denn es gab viele Echos in der Luft! Etwa 2000 Enten und 10.000 Kleinvögel schwirrten panisch umher und verließen zum Teil die besiedelten Bereiche. Andere flogen bis zu 1.000 Meter hoch. Erst nach etwa 45 Minuten kehrte am Himmel der niederländischen Station „De Bilt“ wieder Ruhe ein.
Da auch schon vor Silvester immer wieder Knaller eingesetzt werden, kommt es zu Störungen der Vögel über einen Zeitraum von mehreren Tagen, besonders aber zu Silvester. Dabei ist klar, dass die Vögel unnötig Energiereserven verlieren, wenn sie mitten in der Nacht aufgescheucht werden und teilweise mit Massenpanik reagieren. Weiterhin dürfte klar sein, dass es dann auch zu Kollisionen an Fensterscheiben oder Gebäudewänden kommt, denn nach Silvester findet man immer wieder verendete Vögel in allen möglichen Bereichen (eigene Beobachtungen). Im Winter sind solche Störungen sicherlich gravierender als im Sommer, aber man wird wohl kaum auf die Silvesterböller verzichten! Dennoch wäre es ratsam, dass man nicht unbedingt in baum- und buschreichen Bereichen sowie an Gewässern Feuerwerk einsetzt. Hier kann jeder sich eine Stelle aussuchen, die offener und damit weniger gefährlich für Vögel ist. Sommerliche Feuerwerke sollten nach Möglichkeit nur unter besondern Umständen und nur bei sehr wichtigen Anlässen durchgeführt werden, aber es versteht sich von selbst, diese nicht in der Nähe von Naturschutzgebieten, Flüssen und Seen oder in weiteren wertvollen Lebensräumen einzusetzen.
Trotz aller Vorliebe für bunte Kugeln und laute Donnerschläge zum Jahreswechsel, sollten wir auch auf unsere Mitgeschöpfe Rücksicht nehmen, denn auch Katzen und Hunde geraten immer wieder in Panik und verstecken sich im Haus, bis der Spuk vorbei ist! Freie Plätze aussuchen und weniger Knaller und Raketen einsetzen wäre schon deutlich besser!