Sind schon Grünflächen, Feldgehölze, Hecken, Streuobstwiesen sowie Parkanlagen mit hohen und alten Bäumen vorhanden, so sollte man diese unbedingt langfristig schützen, wenngleich auch hier und dort Pflegemaßnahmen anfallen, die aber immer außerhalb der Brutzeit und schonend durchgeführt werden sollten. Zum Studieren des Vogellebens empfiehlt es sich – am ehesten in Bereichen mit wenigen Naturhöhlen – Nistkästen aufzuhängen. Aufgrund meiner Erfahrung mit Höhlenbrütern und deren wissenschaftlicher Erforschung empfehle ich, Nistkästen an sicheren Orten, möglichst frei und gut einsehbar, ja selbst in Augenhöhe aufzuhängen. Es gibt genügend Nistkästen, die Schutzvorrichtungen gegen Störenfriede wie Waschbären, Wiesel, Eichhörnchen, Gelbhalsmäuse und Buntspechte aufweisen. Suchen Sie sich also die Nistkästen aus, die am ehesten in Ihren Garten passen. Wenn Sie keine kaufen möchten, dann rate ich, Nistkasten-Bauaktionen mit Kindern in Schulen, Kindergärten oder Behindertenwerkstätten durchzuführen. Dabei sollte man den Kindern und Jugendlichen die Grundzüge des Nistkastenbaus beibringen, aber auch den individuellen Kreationen durchaus freien Lauf lassen. Dies ist vor allem aus sozial-psychologischen Gründen wichtig, denn Kinder sind besonders stolz, wenn ihre selbst gebauten Nistkästen schön aussehen und von Vögeln rasch besetzt werden. Für Meisen empfehlen sich Einfluglochdurchmesser von 28 bis 32 mm, um den verschiedenen Arten den richtigen Einschlupf zu gewährleisten.
Nistkästen kann man durchaus auch im Herbst und Winter aufhängen, spätestens aber zu Beginn der Brutsaison im Frühling.
Im Herbst fangen manche Vogelarten noch einmal mit dem Singen an und grenzen Reviere ab. Sind dann Nistkästen vorhanden, werden diese zum Nächtigen genutzt, nicht selten sogar über den Winter hinaus bis zum Start der Brutperiode. Wichtig ist auch, die Nistkästen mit dem Einflugloch in südöstliche, östliche oder nordöstliche Richtung zu hängen, denn sie sollten vor Wetterunbilden, die bei uns zumeist aus westlichen Richtungen kommen, geschützt sein. An weniger Wind und Wetter ausgesetzten Stellen können aber auch südliche, westliche und nördliche Richtungen ausgewählt werden. Manchmal kann man sogar mehrere Nistkästen übereinander in Bäumen aufhängen, wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt. Selbst solche eng nebeneinander befindlichen Nistkästen werden nicht selten angenommen. Die alten Nistkästen müssen im Herbst auf jeden Fall gereinigt werden, um Parasiten, Schimmel und anderem vorzubeugen. In Bereichen mit nur wenigen Habitatstrukturen kann das Aufhängen von Nistkästen zu einer beträchtlichen Steigerung der Siedlungsdichte der Vögel führen. Erst recht, wenn Sie Vögel auch ganzjährig mit energiereichem Futter versorgen.
Gestalten Sie also Ihren Garten naturfreundlich und bieten Sie den Vögeln ausreichend Nistmöglichkeiten an. Es lohnt sich immer, denn es eröffnen sich stets gute Beobachtungsbedingungen! Man lernt also viel über das Leben der Vögel und kann diese Erfahrungen auch andernorts erfolgreich einsetzen!
Wichtig: Vorbereitung auf die neue Brutsaison
Bereits Mitte Dezember fangen die ersten Singvögel mit ihren „Frühlingsgesängen“ an. Allen voran Kohl- und Blaumeisen, während Rotkehlchen und Zaunkönige noch ihre typischen Wintergesänge hören lassen, denn viele Winterreviere weichen von denen im Sommer ab, wenn die meisten Rotkehlen in andere Brutgebiete abwandern. Die Meisen hingegen grenzen mit ihren Spätwintergesängen schon die Territorien für die kommende Brutsaison ab. Dabei nächtigen sie in Naturhöhlen oder in Nistkästen, zum Teil sogar in den Nistkästen, in denen sie im Vorjahr brüteten.
Im Januar/Februar treten nicht nur die ersten Rotmilane und Kraniche den Heimzug in Richtung ihrer Brutgebiete an, sondern es singen auch immer mehr Vögel. Das sind vor allem weitere Meisenarten, Kleiber, Garten- und Waldbaumläufer, die ersten Amseln, Stare, Gimpel, Grün- und Buchfinken sowie Ringel- und Türkentauben. Manche Arten wie der Fichtenkreuzschnabel können je nach Angebot an Fichtensamen bereits im Januar/Februar brüten.
Für Höhlenbrüter gibt es die Möglichkeit, Nistkästen in allen möglichen Variationen aufzuhängen. Das kann im eigenen Garten, auf Friedhöfen, in Parkanlagen oder auch im Wald geschehen. Wenn man das ganze Brutgeschehen verfolgen möchte, dann empfiehlt es sich, die Nistkästen möglichst frei hängend in Augenhöhe zu positionieren. Dadurch hat man die Möglichkeit, immer mal wieder nachzuschauen, sollte dieses aber nicht so oft und nur dann tun, wenn man ein wenig Forschung betreiben möchte. Ansonsten genügt es, das Verhalten der Vögel von außen zu beobachten. Entschließt man sich, Nistkästen aufzuhängen, dann kann man das schon im Herbst vor Brutbeginn, spätestens aber im zeitigen Frühjahr machen. Manchmal werden aber auch Nistkästen besetzt, die man in der laufenden Brutsaison aufhängt. Die normalen Meisennistkästen sollten einen Einflugloch-Durchmesser von 28 bis 32 mm haben, andere Nistkästen, beispielsweise für Schellente, Waldkauz, Wiedehopf oder Star, sollten ein größeres Einflugloch von etwa 50 – 120 mm haben. An wind- und wettergeschützten Stellen ist die Richtung, in die das Einflugloch weist, völlig egal, aber normalerweise empfiehlt es sich, die Nistkästen nach Südosten oder Osten auszurichten, damit sie vor Wetterunbilden sicher sind. Für Kleiber sollte man Nistkästen mit „Vorbau“ benutzen, weil Kleiber (Weibchen) das Einflugloch und dessen Umgebung regelrecht verkleistern, sodass man die Nistkästen nicht mehr öffnen kann. Alte und schon mehrfach benutzte Nistkästen müssen im Herbst gründlich gesäubert werden, denn es können sich immer Flöhe, Läuse, Milben oder Zecken einfinden, die nur darauf lauern, warmblütige Vögel zu befallen. Sollten sich alte Hornissen- oder Wespennester in Nistkästen befinden, kann man diese bedenkenlos im Spätherbst oder Frühwinter entfernen. Manchmal überwintern Siebenschläfer und Haselmäuse in warmen Nistkästen oder es finden sich Wald- oder Gelbhalsmäuse ein. Diesen Tieren sollte man dann aber den Ersatzlebensraum lassen!
Nistkästen und andere Nisthilfen stellen für Vögel und Fledermäuse ideale Wohnungen dar, die gerne besiedelt werden, doch nützen all die Nisthilfen gar nicht viel, wenn das Nahrungsangebot nicht stimmt. Je vielfältiger also ein Garten mit bunten Wiesen, vielen Beerensträuchern, alten Obstbäumen und anderen Gehölzen ist, desto mehr finden die Vögel auch Nahrung und Naturhöhlen. Dennoch kann man auch in einem strukturreichen Naturgarten mit Nistkästen die Siedlungsdichte der Vögel steigern. Insgesamt ist es aber besonders wichtig, der Natur wieder mehr Platz zu geben, indem unsere Gärten nicht nur monotone Einheitsrasen und magere Atlaszedern zeigen, sondern es sollten genügend Gehölze, offene Wiesenflächen und Versteckmöglichkeiten in Form von Reisighaufen oder Hecken vorhanden sein. Ein kleiner, naturnah gestalteter Teich sowie Komposthaufen bieten vielen Tieren weiteren Wohnraum. Ferner sollte man von dem wohl urdeutschen Sauberkeitswahn deutlich Abstand nehmen, denn auch für Mauersegler und Schwalben gibt es Nisthilfen, die an Hauswänden angebracht werden können, vor deren Kot aber Brettchen schützen, die 25 – 30 cm unter den Nisthilfen befestigt werden sollten. Sorgen Sie auch immer dafür, dass Marder oder Katzen keinen Zugriff auf Nistkästen haben, denn es gibt genügend Schutzvorrichtungen, die Sie erwerben oder selbst bauen können.
Wenn Sie also alte Nistkästen im Herbst reinigen, neue Nistkästen im zeitigen Frühjahr anbringen und dazu noch Ihren Garten mehr und mehr naturnah gestalten, werden Sie eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hautnah beobachten können. Dabei kann man wunderbar vom Stress des Alltags entspannen!